Beim Thema Nachhaltigkeit: Die Schnittstelle zwischen Studis und dem „Rest der ganzen Bande“

Das gesamte Interview mit zwei studentischen Mitgliedern des Beirats für nachhaltige Entwicklung

 

von Erik Zimmer

 

: Der Campus-Clean-Up ist eines der vielen Projekte an der Uni Tübingen, welche durch die Studierenden im Beirat für nachhaltige Entwicklung geplant und umgesetzt werden.
: Der Campus-Clean-Up ist eines der vielen Projekte an der Uni Tübingen, welche durch die Studierenden im Beirat für nachhaltige Entwicklung geplant und umgesetzt werden.

Das breite, hochmotivierte Grinsen, mit welchem Moritz Koch, Doktorand der Biotechnologie und engagierter Akteur in vielen Nachhaltigkeits-orientierten Initiativen in Tübingen, das Ethik-Zentrum der Universität Tübingen betritt, steckt sofort an. Die zweite Person, welche mit erwartungsvollem, neugierigem Blick ins Gebäude kommt, ist Katharina Wezel, Masterstudentin in Friedensforschung und internationaler Politik und ebenfalls hochengagiert in Tübingen. Ich treffe mich mit beiden, um über den Beirat für nachhaltige Entwicklung an der Universität Tübingen zu sprechen, in welchem sie als studentische Mitglieder aktiv sind.

 

Redaktion: Schön, dass ihr hier seid. Könntet ihr erst einmal kurz zusammenfassen, was der Beirat für nachhaltige Entwicklung genau ist und welche Funktion er in der Hochschulpolitik besitzt?

 

Katharina: Also der Beirat für nachhaltige Entwicklung ist ein beratendes Gremium für das Rektorat der Uni Tübingen und ist hauptsächlich dazu da, zu allen Nachhaltigkeits-Themen, die die Universität betreffen könnten – oder es auch schon tun – zu beraten und Empfehlungen auszusprechen. Der Beirat besteht unter anderem auch aus uns Studierenden. Wir sind fünf und kommen aus unterschiedlichen Fächern, unterschiedlichen Jahrgängen und so weiter. Dann ist aber auch der Mittelbau vertreten, das Ethikzentrum, Professor*innen etc. Es gibt auch assoziierte Mitglieder, die gar nicht fest gewählt sind. Die sind eher beratend für uns – Sie beraten sozusagen die Berater*innen (lacht). Es ist also schon ein relativ großer Beirat. Daher kann man zu allen Themen aus allen Bereichen der Universität eigentlich ein ganz gutes Bild bekommen und über all diese Themen abstimmen. Was dann damit passiert ist eine andere Sache… (lacht vielsagend)

 

Moritz: (nickt zustimmend) Und das ist es, was es glaube ich auch besonders spannend macht, weil du nicht wie sonst nur dieses Gemauschel hast. Also nicht nur die Profs untereinander oder nur die Studis untereinander, sondern mal alle an einem Tisch zusammenbringst. Das ist bei Nachhaltigkeitsthemen besonders wichtig, denn allein sind da Entscheidungen wahrscheinlich schwer zu treffen.

 

Redaktion: Wenn ihr beratend tätig werdet, heißt das dann, dass Institutionen auf euch zukommen, oder dass es eine Art Pflicht-Beratung zu Nachhaltigkeits-Themen gibt?

 

Moritz: Es ist eher so, dass beim Aufkommen irgendwelcher Nachhaltigkeitsthemen, wir im Beirat unsere Meinung dazu gemeinsam diskutieren und dann auch einen gemeinsamen Konsens beschließen. Es gab zum Beispiel relativ akut einen Studi, der zu uns in den Beirat kam und den Vorschlag hatte, die Suchmaschinen der ganzen Universitätsrechner einfach von Google auf Ecosia umzustellen. Das ist eine nachhaltige Suchmaschine und bei jedem Suchbegriff wird ein Teil von einem Baum gepflanzt. Dann hatten wir die Möglichkeit, sowas zu diskutieren. Dementsprechend können wir dann eine Empfehlung aussprechen, zum Beispiel an das Rektorat oder an das Zentrum für Datenverarbeitung, ZDV.

 

Katharina: Im Moment steht uns außerdem noch der Innovationsfond zur Verfügung. Da können Studierende zum Beispiel sagen, sie wollen eine Filmreihe veranstalten oder einen kritischen Campusrundgang oder ähnliches.

 

Redaktion: Was genau ist der Innovationsfond? Aus welcher Quelle kommt er?

 

Moritz: Der ist an das KNE, das Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung, angegliedert. Beides wurde 2013 zusammen bewilligt. Aber das ist auch ein bisschen kritisch zu sehen, weil dieser Geldtopf, der da war, um nachhaltige Projekte in Tübingen anzustoßen, so langsam versiegt. Das liegt vor allem daran, dass dieses Kompetenzzentrum leider bald ausläuft, welches eben die Aufgabe hat, alle Nachhaltigkeits-Akteure zu vernetzen, zu koordinieren, eigene Aktionen durchzuführen, selbst auch Forschung zu betreiben und so weiter. Vor fünf bis sechs Jahren war der Stand noch, das KNE in Zukunft zu entfristen. Leider ist es aber so, dass die Universitätsleitung das inzwischen ein bisschen anders sieht (schmunzelt) und sich an die Versprechen nicht mehr so gut erinnern kann. Das ist ein besonders wichtiges Anliegen und wirklich ein relativ brisantes Thema, das uns im Moment sehr beschäftigt. Hochschulpolitisch geht da aktuell sehr viel hin und her. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Ding schon sehr präsent ist. Also ich glaube, globale Probleme gibt’s noch und nöcher – nur um mit dem Klimawandel das präsenteste zu nennen – und dass die Uni Tübingen hier eigentlich sagen müsste: „Wir haben hier ein Kompetenzzentrum, das schon etabliert ist, das könnte man vielleicht ausbauen, weiterentwickeln.“ Das aktuell eher der gegenteilige Trend da zu sein scheint ist uns Studierenden nicht nachvollziehbar.

 

Redaktion: Stehen aktuell alle Mitglieder im Beirat auch hinter dem Beirat und seiner Weiterförderung?

 

Moritz: Im Allgemeinen kann man das so sagen, obwohl wir da natürlich immer ein bisschen vorsichtig sein müssen, weil wir ja die Studierenden im Beirat sind und jetzt natürlich nicht für jedes einzelne Mitglied sprechen können. Das würde dann so ablaufen, dass wir in den Beirat gehen und eine offizielle Abstimmung machen müssten. Und dann könnten wir für den gesamten Beirat reden.

 

Redaktion: Kommen wir zu euch. Wie seid ihr zum Beirat gekommen?

 

Katharina: Machen wir es chronologisch (lacht). Moritz und ich sind zusammen in den Beirat eingestiegen. Ich muss sagen, dass ich vom Beirat über eine Freundin gehört habe. Aber das ist halt eine Sache: Viele Studierende wissen gar nicht, dass der Beirat existiert und wissen deshalb auch nicht, welche Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen. Daran arbeiten wir schon seit dem letzten Jahr. Wir haben unsere Facebook-Präsenz verbessern können und sind öfter aufgetreten, zur World Citizen School (WCS) gegangen und haben eine eigene universitäre E-Mail-Adresse bekommen. Mich haben Nachhaltigkeitsthemen aber schon immer interessiert. Das ist immer dieser typische Satz: „Ich habe mich schon von klein auf für Nachhaltigkeit interessiert“ – so war es jetzt nicht! Aber in meinem Bachelor war ich in Großbritannien und habe da relativ viel bei Beach-Cleans mitgemacht. Müllproblematik, nachhaltiger Konsum, solidarische Landwirtschaft – das waren große Themen und da war ich eigentlich überall in Societies und Clubs und so weiter unterwegs. Hier in Tübingen war es dann nur logisch, dass man das zusammenführt und hier dann in so einem Gremium weitermachen kann. Es war in dem Sinne also eigentlich auch Glück, dass ich darauf hingewiesen wurde.

 

Moritz: Bei mir war es ein bisschen so ähnlich. Und zwar war ich auch schon lange in irgendwelchen Nachhaltigkeitsinitiativen hier in Tübingen aktiv, habe aber irgendwie noch nie so richtig was vom Beirat mitbekommen. Und dann habe ich mal ein paar Leute aus dem Beirat getroffen und die meinten: „Wie – du kennst das nicht, das ist doch so wichtig und so groß“, und ich nur: „Häh?“ Ein Gedanke war dann, dass ich, weil ich bereits bei so vielen Initiativen aktiv war, vielleicht auch schon ein bisschen, ich will nicht sagen gelangweilt war, von kleineren Aktionen – so ein bisschen hier, ein bisschen da – die natürlich auch alle wichtig sind und die ihre Berechtigung haben. Aber auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr spannend zu überlegen, ob man dann nicht sogar hochschulpolitisch an einem bisschen größeren Hebel sitzt und da die Voraussetzungen schaffen kann, damit solche Initiativen noch aktiver und noch effektiver werden. Ich habe früher in meinem Bachelor schonmal einiges an Hochschulpolitik gemacht. Aber da hat auch irgendwie alles zu nichts geführt und deswegen fand ich die Möglichkeit im Beirat besonders spannend. Weil es Hochschulpolitik mit dem speziellen Fokus auf nachhaltiger Entwicklung ist.

 

Redaktion: Wie kommt man in den Beirat? Gibt es ein formelles Bewerbungsverfahren? Und ist die Mitgliedschaft zeitlich limitiert?

 

Katharina: Rein theoretisch ist man erstmal für ein Jahr aus dem Rektorat berufen, wodurch man also schon bestätigt wird. Man kann allerdings auch länger drinbleiben, dann wird man eben aufs Neue bestätigt.

 

Moritz: Genau, aber prinzipiell steht der Beirat allen Studierenden offen. Wenn man jetzt zufällig dieses Interview liest und dann sagt: „Hey, das klingt nach einer spannenden Möglichkeit!“ – eigentlich tritt spätestens jedes zweite Semester jemand aus. Und dann schreiben wir immer eine Rundmail an alle Studierenden. Es haben dann prinzipiell allen Studierenden die Möglichkeit, einfach mal eine fast schon formlose Bewerbung hinzuschreiben. Mit den geeignetsten Leuten machen wir dann nochmal ein Gespräch. Und dann ist die Chance gar nicht so schlecht, hier mitmachen zu können.

 

Katharina: Wir haben jetzt beispielweise gerade vor kurzem zwei neue Mitglieder bekommen und da waren tolle Kandidat*innen dabei, super spannende, engagierte Leute! Da hat man sozusagen die Qual der Wahl (lacht).

 

Moritz: Auch wenn der studentische Teil des Beirats mit fünf Studis relativ kompakt ist, sind wir darüber hinaus noch in allen möglichen anderen Gremien aktiv. Es gibt zum Beispiel einen Arbeitskreis zum Thema „nachhaltige Mensa“, in dem auch viele andere Studis und Mitarbeitende der Uni mitwirken. Wir sind also sozusagen eine Schnittstelle zwischen Studis und dem Rest der ganzen Bande (Gelächter). Von daher gibt es beispielsweise dort auch super tolle Möglichkeiten, mit uns zusammenzuarbeiten. Man muss also nicht zwangsläufig diese offiziellen Aufgaben betreuen.

 

Redaktion: Ihr bekommt also auch in den Arbeitskreisen wichtige Ideen an euch herangetragen?

 

Katharina: Richtig, und das ist auch die Hauptidee. Wir können natürlich zu fünft nicht alle Dinge umsetzen, die Studierende interessieren und die wichtig wären, aber wir können eben vor allem besonders gut vernetzen. Das ist glaube ich der Vorteil an unserer Rolle.

 

Redaktion: Klingt wirklich großartig. Was sind außer dem Erhalt des KNE aktuelle, im Beirat diskutierte Projekte?

 

Katharina: Mobilität. Und der Nachhaltigkeitspreis und die „sustainability lecture“, das sind auch die zwei Hauptkonstanten des Beirats. Jedes Jahr veranstalten wir einen Vortrag zu einem Thema, um Nachhaltigkeit, für Nachhaltigkeit. Das Thema wurde da schon von der wirtschaftlichen Seite beleuchtet, aber es gab auch schon Vorträge von Philosoph*innen und aus anderen Bereichen. Dieser Abend wird vor allem durch die Ausschreibung des Nachhaltigkeitspreises für Abschlussarbeiten gekrönt. Der ist für Bachelor- und Masterstudierende. Da kann man, wenn man zum Beispiel seinen Abschluss in Philosophie macht oder in Spanisch und man hat da einen Bezug zur Nachhaltigkeit, seine Abschlussarbeit einreichen und dafür einen Preis gewinnen. Es sitzen viele unterschiedliche Personen aus dem Beirat dran, um das möglichst interdisziplinär zu halten und die Nachhaltigkeitsaspekte aus jeder Disziplin anzuschauen. Das ist eine tolle Sache, an der gerade viele arbeiten.

 

Moritz: Wir Studis sind vielleicht noch so ein bisschen ein besonderer Haufen, weil wir uns darüber hinaus noch mit allerlei anderem Zeug beschäftigen. Vor allem Katha war da eben mit den Clean-Ups unterwegs, was sie auch in Tübingen mit dem so genannten Campus-Clean-Up vorangetrieben hat, der dann jetzt auch fortgeführt werden soll. Darüber hinaus sind wir auch immer offen für neue Themen. Jetzt vor kurzem kam z.B. ein Studi auf uns zu und meinte: „Was ist eigentlich mit dem Thema Divestment? Ist die Uni da aktiv und überlegt sie sich, wo sie ihre Gelder investiert?“ Wenn man sowas hört, ist man natürlich sehr dankbar, solches Input zu kriegen, weil man das dann in der großen Runde besprechen kann.

 

Redaktion: Was ist genau mit dem Thema Mobilität gemeint?

 

Katharina: Es kann sein, dass Mitarbeitende aus der Universität an uns herantreten und dann über Dinge sprechen, die sie in ihrem Alltag tangieren. In diesem Fall, wie die Transportmöglichkeiten innerhalb der Universität Tübingen verbessert werden können. Zwischen Uni Berg und Uni Tal wurde dann über Pedelecs geredet.

 

Moritz: Und da passiert glaube ich auch schon einiges, aber es geht natürlich auch noch viel mehr. Was uns Studis auch noch beschäftigt hat, ist gerade das Thema Mobilität in Bezug auf Fliegen, weil das auch noch ein bisschen ein blinder Fleck ist. Gerade bei Akademiker*innen ist das wohl besonders prägnant. Ich habe letztens mit einer Freundin gesprochen, die auf ihrem Facebook-Account ganz prominent zu ihrem tollen Urlaub in der Karibik gepostet hat: „Super Zeit gehabt: 3 Wochen, 11 Flüge.“ Dann habe ich das nochmal hinterfragt und meinte: „Hey krass, das ist ja schon irgendwie heftig: Du besuchst einen Inselstaat, fliegst den ganzen Tag um die Welt und führst damit vielleicht dazu, dass die Insel bald nicht mehr so ist, wie sie ist.“ Und daraufhin meinte sie: „Ja, guter Punkt. Aber ich lebe ja ansonsten auch extrem umweltbewusst.“ (Katharina lacht) Und das ist glaube ich auch so ein Punkt, den viele einfach nicht auf dem Schirm haben. Dass gerade auch beim Thema Mobilität das Fliegen sehr krasse Auswirkungen hat. Da kann man noch so viel Soja-Latte-Macchiatos trinken…

 

Katharina: Und so viele Einmal-Kaffeebecher kann man gar nicht wegwerfen, dass sich das hochrechnet. Das Thema wird bei vielen Studis gerne verdrängt. Denkprozesse anzustoßen, das ist also auf jeden Fall auch eine unserer wichtigsten Aufgaben.

 

Redaktion: Welche konkreten, heute präsenten Projekte stammen vom Beirat?

 

Moritz: (nachdenklich) Es ist natürlich schwierig, das als absolut herunterzubrechen, was jetzt konkret auf Aktionen von uns zurückzuführen ist. Mir ist in letzter Zeit sehr positiv aufgefallen, dass teilweise vom Beirat für nachhaltige Entwicklung, aber auch von anderen Initiativen in Tübingen, angemerkt wurde, dass die Mensa in Tübingen nicht so richtig nachhaltig sei. Dadurch haben die Studierenden, die sich gerne nachhaltig ernähren würden, dazu gar nicht die Möglichkeit. Es wurden dann immer wieder, unter anderem von unserem Beirat, Unterstützerbriefe aufgesetzt, teilweise auch Petitionen. Das wiederum hat (zögernd) vielleicht dazu geführt, dass sich die Mensa da auch mehr Gedanken zu gemacht hat. In der Mensa auf der Morgenstelle gibt es jetzt beispielsweise fast täglich ein veganes Gericht und auch die anderen Gerichte haben sich dort deutlich verbessert. Ich glaube, das ist da auf einem guten Weg, obwohl wir natürlich auch noch Optimierungspotential sehen. Was uns jetzt diesbezüglich recht naheliegend erscheint, ist, dass man zum Beispiel die Gerichte, die besonders nachhaltig sind, auch preislich attraktiv gestaltet, um auch da einen Anreiz für die Studierenden zu setzen.

 

Katharina: Und zusätzlich, als ganz einfaches Beispiel: Fast jeder Studierende hier an der Universität hat einen KeepCup (Mehrweg-Kaffeebecher), oder zwei (lacht), aber im besten Fall einen. Das ist auch in großer Kooperation mit dem Beirat für nachhaltige Entwicklung entstanden.

 

Redaktion: Kommen Ideen und Initiativen im Beirat dann hauptsächlich von euch Studis?

 

Katharina: Also die Tagesordnung wird von allen Mitgliedern über Prof. Potthast gesetzt, beim ihm liegt der Vorsitz. Generell würde ich jetzt aber schon sagen, dass wir Studierenden am aktivsten sind. Das ist ja auch unserer Rolle geschuldet: Wir vertreten ja eine sehr große Menge an Studierenden und wenn es gut läuft, dann gibt es sehr viele Themen, die im Beirat besprochen werden müssen.

 

Redaktion: Müsste eurer Meinung nach die Zahl der Studierenden im Beirat größer sein?

 

Katharina: (entschieden) Nein. Ich habe das Gefühl, dass wir mit fünf Personen – wenn man darauf achtet, dass die Personen unterschiedliche Meinungen vertreten, und da haben wir uns auch in den Bewerbungsprozessen in den letzten Jahren besonders große Mühe gegeben – dann braucht man nicht mehr. Denn es ist schon schwierig, unter fünf Personen einen Konsens zu finden. Man muss ja auch nicht immer generell im Konsens sein. Aber es hilft natürlich schon, eine Sache vorwärts zu bringen und umzusetzen, wenn man grob auf derselben Linie ist.

 

Moritz: Das kann man auch positiv über den Beirat hervorheben. Ich habe nicht das Gefühl, dass der vergleichsweise geringe Anteil der Studierenden irgendwie ausgespielt wird oder eine Hierarchie besteht. Man diskutiert schon sehr gut auf Augenhöhe. Ob wir jetzt fünf oder 15 Studis sind – ich glaube, am Ende setzen sich da gute Ideen durch, egal von wem sie kommen.

 

Redaktion: Gibt es auch eine Schnittstelle zwischen euch und der Stadt Tübingen?

 

Moritz: Tendenziell ist das leider ein bisschen separiert, würde ich sagen. Es gibt natürlich immer wieder Schnittstellen, wie beispielsweise die Initiative „Müllarmes Tübingen“. Der Beirat selbst hat aber einen reinen Uni-Bezug, was natürlich naheliegend ist. Aber natürlich ist es manchmal auch notwendig, wenn du Aktionen umsetzen und durchführen willst, mit der Stadt oder der Zivilgesellschaft zu kommunizieren. Das findet sich dann immer nach Bedarf.

 

Redaktion: Wie kann man jetzt als normaler Student eine Idee an euch herantragen?

 

Katharina: Viele Studis sind ja in Initiativen aktiv, wo wir sie treffen. Generell kann aber jeder Studierende an uns herantreten. Das läuft normalerweise entweder über unsere Facebook-Präsenz oder unsere E-Mail-Adresse. Beides ist super easy zugänglich online. Und dann antworten wir eigentlich sehr schnell. Das Ganze funktioniert sowohl passiv als auch aktiv. Man kann sich also auch an uns wenden, wenn man Unterstützung bei einem Thema braucht, dafür sind wir auch da.

 

Moritz: Und an dieser Stelle auch nochmal eine herzliche Einladung, wir freuen uns auch immer. Wenn Du jetzt das Interview liest und sagst: „Hey, wusste ich gar nicht, dass es den Beirat gibt. Aber ich habe mich schon häufig darüber geärgert, dass irgendeine Sache in Tübingen noch nicht so nachhaltig ist, wie sie sein könnte“, dann gerne alles, was irgendwie auffällt an uns weitergeben, weil wir nur dann versuchen können, einen Unterschied zu machen.

 

Redaktion: Wollt ihr noch konkrete Dinge an unsere Leser*innen loswerden?

 

Moritz: Ich glaube, dass diese ganzen Nachhaltigkeitsfragen gerade in unserer Generation besonders präsent sind, weil wir auch aktuell vor globalen Herausforderungen stehen, die es vorher nie gab. Das einzige, was dem Klimawandel vielleicht am nächsten kommt, ist sowas wie das Ozonloch. Das hat man sogar ganz gut mit globaler Kooperation in den Griff bekommen. Aber das hing vor allem an einer Chemikalie, die man verbieten konnte. Sowas wie CO2 zu verbieten stellt sich dann schon als ein bisschen schwieriger heraus.

 

Katharina: Ja, der Klimawandelt setzt sehr viel größere sozitechnische Transformationsprozesse voraus.

 

Moritz: Exakt, ja. Und ich glaube, das ist wirklich die zentrale Aufgabe unserer Generation. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und das macht auch unglaublich viel Spaß! Und wenn man dabei noch was Gutes für die Welt macht – Win-Win-Situation!

 

Redaktion: Das klingt wirklich toll. (Gelächter) Vielen Dank euch beiden!

 

 

 

Mehr Informationen und den Kontakt zum Beirat für nachhaltige Entwicklungen findet ihr hier:

 

Facebook: https://www.facebook.com/StudierendeBeiratNachhaltigkeit/

 

E-Mail: stud.beirat-nachhaltig@uni-tuebingen.de